10 Fragen an Storebox
In der zweiten Folge unserer PropTech-Interviewreihe war Ferdinand Dietrich, Co-Founder und CCO von Storebox, bei uns zu Gast. Er konnte uns spannende Einblicke in die urbane Logistik, die Geschichte und die zukünftige Richtung seines Unternehmens geben.
Zu unserer PropTech-Interviewreihe: In der ISUS-Videoreihe „10 Fragen an…“ stellen wir euch verschiedene Start-Ups aus der PropTech-Szene vor. Tokenisierungs- und PropTech-Experte Florian Petrikovics eröffnet dabei mit seinen Fragen spannende Einblicke in die Gründungsgeschichten unserer Gäste.
Hier findest du das gesamte Interview auch als Video.
Florian Petrikovics: Zu Beginn einmal: wer bist du und was macht dein Unternehmen?
Ferdinand Dietrich: Ich bin Ferdinand Dietrich und bin Gründer von Storebox und als CCO für die Bereiche Marketing, Customer Service und Business Solutions zuständig. Wir von Storebox bieten ein urbanes Lager- und Logistik-Netzwerk in mittlerweile 6 Ländern mit 250 Standorten an und wollen die Last-Mile-City-Logistik der Zukunft gestalten. Das ganze Konzept ist komplett digital und automatisiert aufgebaut und wir sind voll im Expansions-Modus.
Wie sind die Idee und das Konzept für Storebox entstanden?
Also die Grundidee war eine ganz andere. Wir haben mit einer neuen Lagerplatz Börse gestartet und da war die Nachbarin von meinem Co-Founder Johannes die ausschlaggebende Innovationskraft, die ihren Keller an einen Mechaniker vermietet hat. Johannes hat das mitbekommen und hat dann bei ihr angeläutet und gefragt, wer dieser Mann in im Kellerabteil eigentlich ist und ob das rechtens ist, dass der da ist. Das war die Grundidee, die Frau Fischer hat dann aufgemacht und gesagt, ja, sie hat den Keller vermietet an einen Mechaniker, der ums Eck seine Werkstatt hat. Das fand er sehr smart und hat sich gedacht, da können wir eigentlich eine digitale Lösung bauen. Das war der Grundstein von damals Storeme, das war die Grundidee, mit dem haben wir gestartet, haben eine Lagerplatz Börse aufgebaut, über ein Jahr waren da die größte Lagerhaus Börse Europas mit über 300000 Quadratmetern. Das Business Modell hat leider nicht ganz funktioniert und dann haben wir auf Basis der Erfahrungen unter der Markt Erkenntnisse, die wir gewonnen haben, haben wir daraus dann Storebox entwickelt, das heißt, die Grundidee war eine ganz andere haben über die Zeit pivotiert und daraus dann Storebox entwickelt.
Also eine Idee mitten aus dem Leben gegriffen.
Weil unsere Kunden, das wahrscheinlich besonders interessiert. Welche Vorteile bringt euer Unternehmen für unsere Kunden oder für eure Kunden?
Wir haben generell 2 Kundengruppen, einerseits die Privatkunden, für die wir das externe Lager, sprich das externe Kellerabteil direkt in der Wohnumgebung sind. Das heißt im besten Fall gleich ums Eck. Für Business Kunden andererseits bieten wir unterschiedliche Use-Cases an. Einer ist zum Beispiel Click & Collect, wo wir auch stark sind und einer unserer großen Kunden aus dem E-Commerce Ikea ist. Das heißt du bestellst deine Ware online und kannst im Checkout-Prozess einen Pickup-Point in deiner Stadt, direkt in der Nähe wo du wohnst, auswählen. Das ist dann hoffentlich gleich eine Storebox und du kannst dir deine Ware dorthin liefern lassen. Wir übernehmen dann ab der Bestellung bis hin zur Lieferung den gesamten Prozess. Das heißt wir gehen auch stark in die Logistik rein und machen den Transport, die Kommunikation mit dem Kunden und stellen den Abholpunkt in deiner Wohngegend zur Verfügung. Das ist einer der Use-Cases, die wir anbieten, da gibt es aber noch andere im Last-Mile-Logistik-Bereich.
Klingt spannend und tatsächlich eine Schnittstelle zur 15 Minuten Stadt.
Nachdem uns sicher auch viele junge Unternehmen und kommende Gründer zuschauen. Was waren denn eure größten Hürden auf dem Weg zur Gründung?
Ich glaube, die größte Herausforderung grundsätzlich war zu Beginn ein gutes Gründer Team zusammenzustellen. Ich habe durch Zufall und Glück über einen Freund von mir, den Johannes kennengelernt. Der hat mir von der Idee erzählt. Ich fand das sehr, sehr spannend und wollte unbedingt mitmachen. Meine Grundbedingung war es aber, dass wir zu dritt gründen, also das wir eine Dritte oder eine Dritten finden, die auch den Software-Part abdecken kann und den haben wir dann die nächsten Wochen und Monate gesucht und dann auch gefunden. So haben wir dann ein sehr gutes, ausbalanciertes Gründerteam gehabt und das war glaube ich eine der wichtigsten Herausforderungen, die wir, meiner Meinung nach, gut gemeistert haben. Wir verstehen uns jetzt noch immer gut und es war einer der wichtigsten Punkte zu Beginn. Ansonsten haben wir zu Beginn relativ viel Unterstützung bekommen von unterschiedlichen Informationsstellen und waren da, glaube ich, in der Gründung ganz gut vorbereitet.
Als Steuerberater interessiert mich natürlich immer, was denn euer größtes steuerliches Aha-Erlebnis bei der Unternehmensgründung war.
Das größte steuerliche Aha-Erlebnis oder die größte Challenge zu Beginn war, dass wir mit einer OG gestartet sind. Eigentlich aus rein finanziellen Gründen dachten wir uns, das ist die billigste Form und haben dann im Zuge unserer ersten Investment-Runde auf eine GmbH geswitcht. Bei diesem Switch von der OG auf die GmbH waren einige Stolpersteine dabei, die uns auch lange begleitet haben. Da hätten wir uns vielleicht steuerlich besser informieren müssen.
Das heißt, ihr hättet quasi schon mehr in Richtung Weiterentwicklung überlegen sollen und nicht nur an den Akt der Gründung denken?
Genau, richtig.
Ab welchem Zeitpunkt ist euch klar geworden, dass ihr jetzt auf jeden Fall einen Steuerberater braucht?
Das war relativ schnell als die ersten Rechnungen reingekommen sind und die ersten Abschlüsse gemacht werden mussten. Wir haben gewusst, dass wir uns aus dem Studium zwar ein bisschen auskennen aber wird einen Experten brauchen, der uns da hilft. Das war dringend notwendig und das Wissen, dass wir jemanden brauchen, war relativ schnell da.
Auch im Hinblick auf die aktuellen Ereignisse und neuen Gesellschaftsformen usw. Was wäre denn dein Wunsch an den Gesetzgeber, um Startups das Leben zu erleichtern?
Ich glaube, dass grundsätzlich für Startups wichtig ist, leichter Zugang zu Finanzierungsrunden zu bekommen und ich glaube, es wäre ein guter Schritt, wenn man, ähnlich wie in Großbritannien auch Investitionsfreibeträge einführen würde. Ich glaube, dass das die Start-Ups-Szene extrem pushen würde. Das ist, glaube ich auch einer der Punkte, bei denen wir in Österreich ein wenig hinterherhinken. Wir haben zwar ein sehr gutes Business Angel Netzwerk, aber Finanzierungsrunden in größeren Dimensionen eher weniger. In diesem Punkt Erleichterungen für Investoren zu haben, wäre meiner Meinung nach für den Markt sehr gut.
Habt ihr euch bei den Finanzierungsrunden in Österreich oder im Ausland finanziert?
Wir haben die ersten Runden mit Business Angels aus Österreich gestartet und haben je nach Runde und Runde, die dann auch größer geworden sind, teilweise mit österreichischen Investoren, aber auch mit internationalen Investoren zusammengearbeitet.
Jetzt wo wir schon so viel über die Gründung geredet haben, was würdest du rückblickend anders machen? Außer natürlich gleich eine GmbH anstatt einer OG zu gründen.
Gute Frage, da gibt es viele Punkte. Ich glaube, wir haben viele Sachen falsch gemacht, aber Gott sei Dank glaube ich nicht alles. Meiner Meinung nach ist es ganz wichtig, dass man den Fokus reinbringt und sich wirklich auf ein Produkt und einen Use Case spezialisiert. Wir haben relativ lange mit unterschiedlichen Systemen oder Business Cases gearbeitet, um herauszufinden, was wirklich das ist, was am Markt funktioniert. Da würde ich rückblickend, glaube ich, mehr Fokus und stärker und schneller auf eine Variante setzen und das dann voll durchziehen.
Nachdem bei euch die Gründung eigentlich schon zurückliegt und ihr schon ein stark wachsendes Unternehmen seid, was ist denn eure Vision für das Unternehmen für die Zukunft?
Wir wollen ganz klar in Europa ein sehr dichtes Lager- und Logistik-Netzwerk aufbauen mit zweieinhalbtausend Standorten, wo wir in allen großen Städten und in ganz Europa vertreten sind, um einfach diesen Mehrwert und die USP, den wir jetzt am Markt haben, europaweit anbieten zu können. Das ist die Grundidee. Die Logistik der Zukunft wird sehr stark in die Stadt zurückkommen, das glauben wir sehr und da wollen wir einfach der Marktführer sein in Zukunft.
Da habt ihr ja jetzt schon eine gute Ausgangsposition.
Und jetzt zum Abschluss noch unsere Standard-Frage. Mit wem würdest du dich gerne mal auf einen Kaffee oder ein Bier treffen?
Da gibt es viele die mir einfallen.
Wer aus meiner Sicht ein absolutes Multitalent ist und in vielen Bereichen sehr erfolgreich war einerseits Sport, Politik, aber auch als Unternehmer, ist Arnold Schwarzenegger auch mit seinem österreichischen Background. Mit ihm einmal ein Maß Bier auf der Wies´n zu trinken, das würde mir schon taugen.
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Autor
Florian Petrikovics
Experte für Tokenisierung & PropTech
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+43 1 588 35 573